Via de la Plata – der Jakobsweg von Süden nach Norden

Via de la Plata: "Der Sevilla Jakobsweg"

Aktuell erfreut sich die Via de la Plata mit ihrer beeindruckenden Distanz von 1000 Kilometern wieder steigender Beliebtheit, wenngleich sie noch immer recht unbekannt ist und mit dem „Kult“-Pilgerweg Camino Francés nicht mithalten kann.

Die Via de la Plata wird deswegen primär von eingefleischten Pilgern gewählt, die dem touristischen Treiben am "Französischen Weg" oder auch beim Caminho Português ein wenig entfliehen wollen.

In den seltensten Fällen trifft man hier auf Pilgerneulinge, die sich an der Via als ersten Jakobsweg versuchen.

Da die Via im Süden Spaniens startet, ist sie daher auch ein Geheimtipp in den kalten Monaten, da die Temperaturen noch angenehm warm sind.

Der Streckenverlauf der Via de la Plata

Die Via de la Plata startet im südspanischen Sevilla. Sie durchläuft aufgrund ihrer Länge die unterschiedlichsten Landschaften. So durchquert man beispielsweise die Trockenregion Extremadura und kreuzt auch historisch bedeutende Städte wie wie Merida oder Salamanca.

Eine Komplettbegehung der Via de la Plata wird mit ungefähr sechs Wochen berechnet. Nur sehr erfahrene Pilger ziehen die Route in weniger Tagen durch.

Die Via de la Plata verläuft im Großen und Ganzen flach. Lediglich im Abschnitt zwischen Kastilien und Galizien gibt es ein Gebirge, welches man zu besteigen hat. Ansonsten sind die Herausforderungen auf der Plata eher folgendermaßen zusammenzufassen: Hitze, lange Etappen, Einsamkeit entlang des Weges

Spätestens in Galizien wird die Route belebter und man trifft mehr Pilger an. Das hat den Grund, weil eine Mehrzahl der Wanderer nicht in Sevilla starten, sondern erst viel später. Die Startpunkte, die hier bevorzugt gewählt werden, sind Merida, Salamanca und Zamora.

Lange Etappen, weniger Albergues: das mag nicht jeder

Auf der Via de la Plata herrscht bei weitem nicht das touristische Treiben, wie auf den bekannteren Jakobswegen nach Santiago de Compostela. Dies schlägt sich auch in den Herbergen nieder. Während man z.B. beim Camino Frances abends meist die Qual der Wahl hat, so ist man auf der Via an gewisse Ortschaften gebunden. Das Netzwerk an Pilgerherbergen lässt einem da keinen großen Spielraum. Deshalb sind auch die Etappen der Via de la Plate recht lang. Pro Tag stehen ca. 30 km auf dem Programm.

Für Fahrradpilger eignet sich die Via de la Plata hingegen sehr gut. Angenehm flach, im Herbst ein mildes Klima, ruhige Wege.

Weite, endlose Landschaften charakterisieren diesen südlichen Weg. Die Stille der Natur, die Einsamkeit, aber auch das Vertraute mit den Mitpilgern in geselliger Runde, dafür steht die Via de la Plata und ist deshalb auch bei erfahrenen Pilgern sehr beliebt.

Doch gerade bei solch einem beschwerlichen Wege würde ich es abraten, Kinder oder ältere bzw. untrainierte Menschen mitzunehmen. Der Schwierigkeitsgrad, die mangelnde Infrastruktur und auch die Wegebeschaffenheit verlangen alles von einem ab.

Dennoch eignen sich auch einige Jakobswege mit Kindern zu bestreiten, wenn man sich im Vorfeld einige Dinge bewusst macht. Dies habe ich auf meinem Blog näher erörtert.

Und wie schaut es mit dem Hund aus? Kann man seinen treuen Vierbeiner auf die Via de la Plata mitnehmen?

Hier bin ich zwiegespalten. Auf der einen Seite ist der Weg einsam und Hunde werden nicht ständig durch Außenreize in Stress versetzt. Anderseits ist es jedoch so, dass es einige Abschnitte gibt, in denen man der Sonne gnadenlos ausgesetzt ist. In meinem Blogartikel "Jakobsweg mit Hund" gehe ich näher auf die elementaren Dinge ein, du du beim Pilgern mit einer "Fellnase" beachten solltest.

Packliste für die Via de la Plata

Natürlich ist auch für diesen Weg eine gewisse Vorbereitung unerlässlich und die passende Ausrüstung spielt dabei eine elementar wichtige Rolle. Die Kunst besteht nämlich darin, gesunde Kompromisse zu finden. Zwischen möglichst wenig und ultraleichten Packstücken einerseits, und genügend Ausrüstung andererseits, damit du den Camino auch genießen kannst und das Rucksackgewicht noch ertragbar ist. Immer getreu dem Motto: "so wenig wie möglich, so viel wie nötig!"

Näheres erfährst du hierzu im separaten Blogartikel zur Packliste für die Jakobswege.

Die Anreise zur Via de la Plata

Während es auf vielen Jakobswegen etliche Optionen gibt, ist die Sache hier recht einfach gestrickt: du fliegst zum Flughafen Sevilla.

Es lohnt sich durchaus, die erste Nacht in der südspanischen Metropole zu verbringen. Mit ihren knapp 690.000 Einwohnern ist Sevilla die viertgrößte Stadt Spaniens und ein wesentlicher Industrie- und Handelsplatz und ein beliebtes Touristenziel.

3 Gründe, warum man die Via de la Plata laufen sollte

Santiago und die Reise bis ans "Ende der Welt"

Das lang ersehnte Ziel aller Jakobspilger ist erreicht: Santiago!

Hier holst du dir zunächst deine „Compostela“, die Urkunde der Pilgerschaft, ab. Um deine Compostela (Pilgerurkunde) in Santiago (Spanien) zu erhalten, musst du nachweislich mindestens die letzten 100 km zu Fuß, 1oo Km zu Pferd bzw. Esel oder 200 km mit dem Rad zurückgelegt haben. Dies wird in Santiago über die Einträge in deinem Pilgerpass genau kontrolliert! Sofern du zu Fuß in Sarria startest ("Sarria-Regelung"), benötigst du 2 Stempel pro Tag als Bestätigung. Einen Stempel morgens und einen am Abend. Näheres zum Pilgerpass erfährst du in meinem anderen Blogbeitrag.

Ein Besuch der Pilgermesse in der Kathedrale ist sehr beeindruckend, denn da wird der größte Weihrauchkessel der Welt geschwenkt: der Botafumeiro. Die ursprüngliche Bedeutung dieser Prozedur war nicht sonderlich religiös. Das Schwenken war nämlich dazu gedacht, den vermutlich kaum ertragbaren, strengen Geruch mittelalterlicher Pilger zu neutralisieren. Heutzutage hat sich daraus eine Tradition entwickelt, die täglich aus neue vollzogen wird.

Jeden Tag empfängt die Stadt unzählige Pilger, die einen der Jakobswege mit all ihren Highlights gegangen oder mit dem Rad gefahren sind. Insgesamt pilgern jährlich über 300.000 Menschen entlang der legendären Wege, auf denen die Menschen schon vor 1000 Jahren gepilgert sind. Santiago ist immer eine Reise wert. Mehr hierzu auf meinem separaten Blogartikel zur Stadt in Galicien.

Doch Santiago muss nicht das Ende deiner Reise sein. Es hat sich in den vergangenen Jahren vermehrt durchgesetzt, dass die Menschen weiter zum Kap Finisterre wandern. Das berühmte "Ende der Welt".

Fazit:

Erfahrene Pilger, die den trendigen "Kult-Caminos" (Camino Francés, Camino Portugues) entfliehen möchten, wählen gerne die Via de la Plata ("Silberstraße") oder auch den Camino Primitivo für ihre Pilgerreise durch die Natur nach Santiago de Compostela. Ich für meinen Teil denke, dass die Via gerade für Radpilger ideal als Weg geeignet ist und mehr denn je als Geheimtipp gilt. 

Unterschätze aber nicht die Länge und auch nicht die Hitze auf diesem Weg in Südspanien!

Falls du nun noch zweifelst und nicht mit Sicherheit sagen kannst, dass die Reise auf der Via de la Plata der richtige Weg für dich zum pilgern ist, dürfte dich dieser Blogartikel weiterbringen. Hier werden die großen Jakobswege in Portugal und Spanien zum Reisen näher beleuchtet und Alternativen aufgezeigt. 

Des Weiteren wartet hier auch ein Jakobsweg-Quiz auf dich und du kannst schauen, ob womöglich der Camino Portugues, Camino Francés, Camino Primitivo oder der Camino del Norte als Weg nicht besser für dich und dein Abenteuer geeignet wären.