Pilgerwege nach Santiago de Compostela: das Ziel der Jakobspilger
Als Jakobsweg (spanisch Camino de Santiago, galicisch: Camiño de Santiago) werden eine Reihe von Pilgerwegen durch Europa bezeichnet, die alle das angebliche Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Galicien als ihre Reiseziele haben bzw. das Kap Finisterre - "Das Ende der Welt".
Jakobus der Ältere ging der Legende nach gleich nach Christi Himmelfahrt in die römische Provinz Hispania, dem heutigen Spanien, um dort zu missionieren, allerdings mit nur wenig Erfolg. Er kehrte schließlich nach Palästina zurück und wurde dort auf Geheiß des Königs Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahre 44 n. Chr. enthauptet.
Die Kathedrale von Santiago de Compostela am Praza do Obradoiro
Spanien. Santiago de Compostela, Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Galicien. Provinz A Coruña. Die Kraft dieser Stadt ist geradezu magisch und zieht jeden schnell in ihren Bann. Die Erleichterung der angekommenen Wanderer des Jakobsweges, die überall in den Gassen der Altstadt am Reiseziel ihres Wallfahrtsort umherlaufen, sind leicht an ihren überglücklichen Gesichtern zu erkennen. Santiago de Compostela ist das Reiseziel des Camino de Santiago (Jakobsweg, auch Camino Francés genannt) und anderer „Wege der Jakobspilger“, wie z.B. auch der Caminho Português oder der Camino del Norte.
Das Reiseziel eines jeden Pilgers: die Stadt Santiago de Compostela. Man fühlt es förmlich, dieses entspannte Kribbeln, welches durch den gesamten Körper fährt, wenn man vor der imposanten Kathedrale steht. Im Pilgerbüro bekommen die Wanderer dann ihre "Compostela", sofern sie die Kriterien im Pilgerausweis hierfür erfüllt haben.
Jeden Tag empfängt die Stadt unzählige Pilger, die einen der Jakobswege mit all ihren Highlights gegangen oder mit dem Rad gefahren sind. Insgesamt pilgern jährlich über 300.000 Menschen entlang der legendären Wege, auf denen die Menschen schon vor 1000 Jahren gepilgert sind.
Die Kathedrale von Santiago de Compostela ist das Ziel der Reise von Gläubigen und spirituellen Menschen aus aller Herren Länder.
Menschen aus der gesamten Welt können sich diesem gemeinschaftlichen Empfinden während einer Pilgermesse einfach nicht entziehen, wenn bei erhebenden Gesängen das riesige Weihrauchfass über den Köpfen der Besucher geschwenkt wird. Jedoch möchte man sich dem auch gar nicht entziehen und den Traditionen nur gespannt beiwohnen.
Der dreischiffige Innenraum wurde zwischen dem Jahr 1075 bis zum Jahre 1211 erbaut. Über eine doppelläufige Treppe gelangt man in das Schmuckstück der Kathedrale - den Portico de la Gloria. Jeder Pilger berührt die Apostelsäule im Eingangsbereich - nach Absolvierung seiner Wallfahrt.
Die Altstadt von Santiago de Compostela - im Herzen Galiciens
Der Stadtkern und die Altstadt von Santiago de Compostela (A Coruña) gehören mit ihrer mächtigen Kathedrale im Zentrum zum UNESCO Weltkulturerbe. Beschützend überragt die Kirche am Praza do Obradoiro die kleinen Altstadtgässchen der Stadt. Sofort ins Auge stechen auch die Arkadengänge der gewaltigen Granitgebäude. Konvente, Kloster, Souvenir- und Geschenke-Shops, elegante Mode-Boutiquen, Juweliergeschäfte, kulinarische Leckereien, Museen und Kunstgalerien, Theater, und traditionelle Restaurants – in den kleinen Sträßchen Rúa Nova, Rúa de San Pedro, Rúa do Vilar, Rúa Preguntoiro und Rúa Caldeirería fühlst du spanisch-temperamentvolles Leben, gepaart mit diesem warmen Energie, den glückliche Pilger in Massen ausstrahlen. Die belebteste Straße in der Altstadt ist die Rúa do Franco. Sie führt dich auch direkt zum Platz vor der Kathedrale in Santiago de Compostela, wo zu jeder Tages- und Nachtzeit Pilger sich freudig in den Armen liegen.
Hier in der Nähe befindet sich auch eine Pilgerherberge, am Pabellon de Galicia vorbei und man betritt die Altstadt durch die Pforte des Jakobswegs, die Porta do Camino. In der Nähe ist das Centro Galego de Arte Contemporanea, das unmittelbar an das Dominikanerkloster Bonaval grenzt. Im Kloster ist heute das Museo do Pobo Galego untergebracht mit Ausstellungen zur galicischen Geschichte und Kultur. Kurz hinter der Porta do Camino, an der linken Seite der Rua das Casas Reais, befindet sich die Kirche Santa Maria do Camino ("Unsere Liebe Frau vom Jakobsweg").
Die Praza do Obradoiro wird von vier der berühmtesten Gebäude von Santiago de Compostela eingefasst: vom Hostal dos Reis Católicos (ehemalige Pilgerherberge), vom Pazo de Raxoi (Rathaus), vom Colegio de San Xerome Colexi (gehört heute zur Universität) und natürlich von der kolossalen Kathedrale von Santiago de Compostela.
Die Sehenswürdigkeiten von Santiago de Compostela
Die Stadt, mit ihren knapp 100.000 Einwohnern, gibt ein majestätisches Bild in der Landschaft Galiciens ab und ist nicht nur wegen ihrer Sakralbauten reich an Sehenswürdigkeiten. Die für diese Region typischen galizischen Restaurants, urige Tavernen und Tapas-Bars geben sich in den kleinen Gassen Santiago`s die Klinke in die Hand. Nach den Strapazen der letzten Tage und Wochen auf dem Camino zergeht eine „vieira“, eine Jakobsmuschel, garniert von einem zarten Weißwein auf der Zunge. Galicische Miesmuscheln, Herzmuscheln al natural, Venusmuscheln a la marinera , Pulpo a la gallega – dieses traditionelle Gericht ist ein Muss, wenn man in Santiago de Compostela einkehrt.
Der Name des Plaza del Obradoiro, auf dem auch die berühmte Kathedrale thront, soll übrigens obra de oro ("Goldwerk") bedeuten. Dieser Name kommt nicht von ungefähr. Denn bei Abend taucht die untergehende Sonne die Stadt in ein goldenes Licht ein. Tipps für die ankommenden Pilger, die dieses Schauspiel live miterleben möchten:
Vom Parque de la Alameda oder auf den Pedroso-Berg kann man dieses naturgewaltige Phänomen wunderbar betrachten. Auch der Almáciga-Berg, dem Aussichtspunkt von Belvís, dem Plaza del Obradoiro selbst oder auf der Dachterrasse der Kathedrale kannst du diese herrlichen Sonnenuntergänge genießen.
Meigas gibt es nur in Galicien: gebt Acht vor den Hexen!
Sei gewarnt, in Spanien, aber speziell in Galicien gibt es Hexen, die sogenannten Meigas. Dies besagt jedenfalls der Volksmund, und dieser altertümliche Brauch wird noch heute mit dem magischen Ritual der Queimada im Nordwesten Spaniens am Leben erhalten. Jener Schnaps wird unter Zaubersprüchen flambiert und soll Dich beim Trinken unter Obhut der Kathedrale von Hexen und bösen Geistern befreien. An diesem Ritual kannst du in den Restaurants zum Abschluss deines Abendessens oder auf der Route Compostela Máxica des Fremdenverkehrsbüros teilnehmen. Die Einwohner pflegen diesen altertümlichen Brauch Galiciens noch heute.
Es besteht ferner auch die Möglichkeit, vom Pilgerbüro aus an einem nächtlichen Spaziergang durch die Altstadt teilzunehmen, was ein ganz besonderes Erlebnis ist. Nicht zuletzt auch deshalb, weil einige Wanderer beim Vertreiben der Hexen zuvor schon etliche Schnäpse getrunken haben, um dabei auf Nummer Sicher zu gehen.
Der Markt in Santiago de Compostela
Wie geht es eigentlich den Einwohnern bei diesem ganzen touristischen Trubel inmitten ihrer Stadt? Wo kann man denn die "normalen" Bürger antreffen? Hierzu gibt es einen klaren Tipp: auf dem Markt, wie z.B. dem Mercado de Abastos!
Doch nicht nur wegen den Bürgern von Santiago sollte man hier mal vorbeischauen. Der Markt ist ein wahres Erlebnis. Tausende Gerüche und Farben warten auf dich in der großen Markthalle. Eine große Auswahl an Muscheln, Tintenfischen, Langusten und Krebsen – frischer Fisch und Meeresfrüchte sind in den Theken zu bestaunen
Aber nicht nur die Delikatessen der Weltmeere werden hier verkauft. Riesengroße Schinken und Wurstketten hängen von den Decken herab. Absolute Tipps wären hier, vom Jamon oder dem Queixo Tetilla zu probieren.
Wer also mal eine Zeitlang dem Pilgerleben "Adios" sagen möchte, ist im Mercado de Abastos bestens aufgehoben!
Fazit zu Santiago de Compostela
Santiago de Compostela ist definitiv eine Reise wert und dies nicht nur wegen ihrer weltberühmten Kathedrale zu Ehren des Apostels Jakobus. Diese prunkvolle Stadt hat dank der tausenden Wanderer des Jakobswegs und den atemberaubenden Sehenswürdigkeiten, einen ganz eigenen und besonderen Flair. Es ist ratsam, sich hier nach seinem Camino ein paar Tage auszuruhen, bevor man mit seiner Urkunde entweder die Heimreise antritt, oder z.B. weiter nach Finisterre zum gleichnamigen Kap Finisterre ("das Ende der Welt") pilgert, um den Camino Francés bzw. den Camino del Norte final zu vollenden.