Jakobsweg für Anfänger

Oktober 21, 2022
Patrick Zimmermann

Jakobsweg für Anfänger: passt denn das überhaupt zu mir?

Immer öfters hört man von dem Begriff des Jakobswegs und den Pilgern, die darauf wandern und die Landschaften genießen. Nicht zuletzt auch durch den Entertainer Hape Kerkeling, der im Jahr 2006 mit seinem Sachbuch "Ich bin dann mal weg" mehrere hundert Wochen auf Platz Eins der Spiegel-Bestsellerliste stand und darin über seinen Pilgerweg auf dem berühmten Camino Frances von St.-Jean Pied de Port bis nach Santiago de Compostela berichtete. Das Phänomen der Jakobspilger wird also immer mehr Gegenstand zahlreicher Diskussionen und man fragt sich irgendwann mal selbst, ob das auch etwas für sich selbst sei und welche Wege man denn da gehen sollte.

Die Antworten bzw. Tipps und Tricks hierzu liefert dieser Artikel.

Wo sind denn überhaupt diese historischen Strecken, auf denen man pilgern kann?

Es gibt insgesamt 60 Jakobswege in ganz Europa und allein schon deren 30 Pilgerwege in Deutschland. Die beliebtesten Jakobswege in Deutschland sind gewiss die Via Baltica und die Via Scandinavica im Norden Deutschlands, die Via Regia, die das Rheinland über Frankfurt am Main und Leipzig mit Schlesien verbindet oder auch die Via Colonesis, die Gläubigen schon im Mittelalter von Köln nach Trier lotsten. Hier besteht dann auch eine Anbindung an den wunderschönen Mosel Camino, der dich bis nach Koblenz führt. Im Süden finden wir beispielsweise den Oberpfälzisch-Fränkischen Jakobsweg, den Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg, der dich von Konstanz bis nach Würzburg leitet. Der Südbayerische Jakobsweg, der in Passau startet und der Münchener Jakobsweg, der dich bis an den Bodensee nach Lindau führt, runden das enorme Streckennetz im Süden der Republik ab.

Doch was bedeutet es überhaupt zu pilgern und welches Motiv treibt die Leute an, sich auf eine Reise auf dem Jakobsweg mit dem Ziel Santiago de Compostela zu begeben? Auf was sollte man bei der Planung seines Camino de Santiago achten?

Santiago de Compostela Jakobsweg

Pilgern: eine versuchte Definition der Pilgerfahrt

Am Ende des Tages besitzen Pilger ("Peregrinos") auf ihrer Reise nach Santiago eine ausgeprägte Neugierde auf das "Andere". Fernab eines All-Inklusive-Urlaubs läuft man den Großteil seines Urlaubs entlang des Jakobswegs in der Natur, um in Etappen von A nach B zu kommen und nimmt Schmerzen bzw. Blasen an den Füßen dafür gerne in Kauf. Unbestritten, auf dem Camino quält man sich gerne, um sich wieder spüren zu können und die Komfortzone weit hinter sich zu lassen. Im Schnitt werden 20 bis 30 km pro Tag gelaufen. Viele Menschen fasziniert dabei die abwechslungsreiche Landschaft, die einen am Meer wandern lässt (z.B. auf dem Camino Portugues oder Camino del Norte), wie auch auf eher verlassenen Landstrichen, die man beispielsweise beim Camino Francés oder der Via de la Plata vorfindet, um an sein Ziel zu gelangen. Die Wanderer treffen in der Regel - je nach Weg - Gleichgesinnte, um neue, interessante und intensive Gesprächs-Bekanntschaften zu machen, Tipps bzw. Themen auszutauschen und Gedanken bzw. Erfahrungen zu teilen.

Das Symbol, die Jakobsmuschel, verbindet alle Wanderer auf Reisen entlang des Jakobswegs miteinander und dient als Erkennungsmerkmal.

Genächtigt wird in den so genannten Pilgerherbergen, die normalerweise auch nur mit einem Pilgerausweis bezogen werden dürfen. Auch hier trifft man also auf "seine" Mitpilger und bleibt unter sich. Eine anfangs irritierende Erfahrung, die man irgendwann aber gar nicht mehr missen möchte. Man ist ein Team und alle sitzen im selben Boot.

Jakobsweg für Anfänger

Die Pilgerreise: worum geht es denn da überhaupt auf dem Jakobsweg?

Bei der Pilgerreise geht es um eine Art innere Reinigung entlang des Jakobsweges, als dass man nun meinen könnte, einzig die sportliche Herausforderung stünde hier im Vordergrund. In einer immer mehr digitalisierten Gesellschaft, kann man einen Trend erkennen, dass sich vermehrt auch jüngere Personen aus allen Ländern dem Pilgern als Urlaub widmen, um den Jakobsweg zu gehen und sich dadurch quasi "resetten".

Dabei müssen es auch nicht immer gleich Jakobswege in Spanien oder Portugal nach Santiago de Compostela sein, denn auch die Heimat hat wunderschöne Routen zu bieten, die man in drei Tage begehen kann. Wer pilgert, wird nicht automatisch zum Wanderer. Denn ein Wanderer plant, ein Pilger lässt sich irgendwann nur noch auf seinem Weg treiben.

Falls du vorhast, auf dem Jakobsweg zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago zu pilgern, aber noch unschlüssig bist, welchen Jakobsweg du nehmen sollst, hilft dir vielleicht dieser Beitrag ein wenig weiter, um dir die Zweifel zu nehmen und um Tipps einzuholen.

Auf diesen historischen Wegen wird man immer wieder daran erinnert, dass die Menschen im Mittelalter schon darauf pilgerten. Die pittoresken Ortschaften entlang des Caminos, wie z.B. Puente la Reina, Ponferrada oder auch O Cebreiro, sind mit geschichtlichen Bauten geradezu getränkt. 

Zuweilen kann eine Wanderung auf solch einem Jakobsweg auch sehr überfüllt sein, speziell bei den "letzten 100". Dies bedeutet, dass ein Pilger mindestens 100 km zu Fuß, 200 km per Rad oder auf dem Pferd zurückgelegt haben muss, um seine Pilgerurkunde in Santiago zu erhalten. Einige Personen haben daher in Sarria ihren Start, weswegen dieser Abschnitt auch als der typische Jakobsweg für Anfänger gilt.

Des Weiteren wäre zum Beispiel auch der Camino Ingles ein klassischer Jakobsweg beim ersten mal. Er ist relativ leicht zu gehen und hat mit seinen 130 km auch nicht die Länge wir die anderen großen Caminos im Süden. Die wenigsten Einsteiger getrauen sich gleich an die schwierigen Wege heran, wie beispielsweise den Camino Finisterre ("Das Ende der Welt") oder auch, allen voran, dem Camino Primitivo. Hier trifft man vornehmlich hartgesottene "Profi-Pilger" auf dem jeweiligen Jakobsweg an, da die Infrastruktur bei weitem nicht so vorhanden ist.

Einen Überblick über viele weitere Routen findest du hier.

Pilger

Muss man in einer Kirche sein, um auf einem Camino pilgern zu können?

Nein! Zumal man religiös sein kann und nicht in einer Kirche beheimatet sein muss, um entlang des Jakobsweges seinen inneren Frieden zu finden. Du benötigst lediglich einen Pilgerausweis, um abends in den Herbergen am Weg nächtigen zu können. Ferner gibt es auf vielen Caminos Stempel, die in deinen Pilgerausweis hinterlegt werden können. Meistens liegen die in religiösen Bauten oder Herbergen aus und dienen als Nachweis deines Besuchs. Für deine "Compostela" musst du deinen Jakobsweg mit Datum nachweisen können!

Worauf ist bei einer Reise auf dem Jakobsweg eigentlich zu achten?

Auch wenn es sich bei der Pilgerreise heruntergebrochen um "Essen, Schlafen, Laufen" handelt, sollte man einige Dinge entlang des Jakobsweges beachten und bedarf einer gewissen Organisation. Wanderschuhe, Wanderstöcke und das Herzstück, ein guter Rucksack, sind von elementarer Bedeutung für deinen Jakobsweg. Hierfür würde ich dir als Anfänger diesen Artikel über die Kosten oder auch den Blogbeitrag über die Ausrüstung und die optimalen Produkte empfehlen.

Jakobsweg für Anfänger: das Fazit

In Deutschland findest du ein hervorragendes Streckennetz und hast zudem den Vorteil, dass Du auch nur für eine kurze Zeit weg sein kannst und schnell wieder zu Hause bist. Optimal, um dich als Anfänger langsam an das Pilgern heranzutasten und nicht großartig an den Startpunkt in andere Länder reisen zu müssen. Vielleicht ja auch für die ganze Familie oder unter Freunden ein Abenteuer, das im Gedächtnis bleiben wird. Eine gewisse Organisation bzw. Vorbereitung ist aber unerlässlich und teile dir deine Abschnitte auch gut ein, damit du dich an deine Belastungsgrenze - sowohl von den Tageskilometern, als auch vom Gewicht des Rucksack - herantasten kannst. Eine gewisse Fitness wird zwingend empfohlen - auch wenn es "nur auf die letzten 100" von Sarria aus gehen sollte.

¡Buen Camino!

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