Jakobsweg mit Hund: Pilgerreise auf 4 Pfoten

Oktober 25, 2022
Patrick Zimmermann

Jakobsweg mit Hund: mit dem Vierbeiner pilgern

Ist der Jakobsweg mit Hund möglich? Für viele Hundeliebhaber stellt sich diese Frage, ob man den Jakobsweg auch mit seinem geliebten Vierbeiner nach Santiago de Compostela in Spanien bestreiten kann. Für Mensch und Fellnase ist die tägliche Bewegung in der Natur und das intensive Zusammensein beim Wandern ein ganz besonderes Erlebnis, das beiden gut tut und eine innige Bindung zwischen Fellnase und Hundebesitzer aufbauen lässt. Deshalb möchte man solch ein Abenteuer wie den Jakobsweg zum Grab des heiligen Apostels Jakobus selbstverständlich auch mit seinem treuen, vierbeinigen Gefährten angehen.

Doch wie schaut es mit der Unterkunft aus? Sind Hunde in den Herbergen überhaupt erlaubt? Dürfen die "Kläffer" mit auf die Pilgerwege? Wie gestaltet sich die Anreise mit Hunden? Haben Hunde Zutritt in Bars und Restaurants? Bekommt man auf dem Jakobsweg auch Hundefutter? Stimmt das gängige Vorurteil, das in Spanien Vierbeiner nicht gerade Willkommen sind?

Jakobsweg mit Vierbeiner

Die Anreise: wie kommt man mit dem Hund an den Jakobsweg?

Hierfür gibt es verschiedene Varianten. Am einfachsten ist es natürlich, wenn man seinen Jakobsweg mit Hund auch physisch schon an der eigenen Haustür startet. Das Thema des Transports hat sich hier dann schon erübrigt. Für alle anderen - und das wird die Mehrheit der Leser sein - gibt es die Möglichkeit mit der Bahn oder auch per Flugzeug anzureisen. Wenn man nach St.-Jean-Pied de Port möchte, empfiehlt es sich einen Flug nach Biarritz oder Pamplona zu buchen. Es gilt selbstverständlich bei Bahn- und Flugunternehmen nachzufragen, ob Hunde überhaupt erlaubt sind.

Anreise per Flugzeug

Die Wahrscheinlichkeit, das euer Hund dann in den Frachtraum der Maschine muss, ist extrem hoch. Hier solltet ihr selber für euch entscheiden, ob dies für euren Hund machbar ist. Falls ihr der Meinung seid, das euer Hund das verträgt, dann schaut zwingend nach Direktflügen! Doch damit nicht genug, denn ihr benötigt für den Flug auch eine spezielle Hundebox. Wohin also mit dieser Box, während man pilgert? Ich rate euch davon ab, die Gepäckaufbewahrungsstationen am Flughafen zu nutzen – viel zu teuer! Mein Tipp wäre der folgende:
Sucht euch einen Tierschutzverein raus und schickt denen eine liebe Mail, erklärt den Sachverhalt und fragt nach, ob ihr die Box bei ihnen lagern könnt.

Anreise mit dem Zug

Womöglich ist diese Variante für euren tierischen Begleiter angenehmer, da er während der Fahrt bei euch bleiben darf und auch mehr Platz genießt. Jedoch muss er über die komplette Reise einen Maulkorb tragen! Dieses Ticket ist aber in der Regel entschieden teurer und die Anreise dauert auch viel länger. 

Hier würde es sich empfehlen, auf der Mitte der Strecke einen Ruhetag einzulegen, damit die Reisezeit in zwei Etappen zum Startpunkt absolviert werden kann.

Anreise mit dem Auto

Auch diese Möglichkeit solltest du in Betracht ziehen und entweder einen Mietwagen nehmen, den du dann eventuell am Startpunkt auch stehenlassen kannst oder aber mit dem eigenen PKW anreisen, was für den Hund dann gewohntes Umfeld wäre. Das wäre dann aber gewiss, von der Reisezeit her, die längste Anreise und auch die teuerste aller drei Varianten, denn du musst auch noch einen Stellplatz für dein eigenes Auto organisieren.

Man geht nämlich mit keinem guten Gefühl vier oder fünf Wochen wandern, wenn das Auto mutterseelenallein in einem spanischen Touristenörtchen stehen bleibt. Hier hat sich das Parksystem von https://www.parkvia.com/de-DE bewährt, da dein Gefährt auf einem videoüberwachten Stellplatz parkt und auch das Personal vor Ort die Sicherheit gewährt.

Pilgern mit Hund

Somit müsstest du "nur" von Santiago de Compostela die Rückreise zu deinem Auto organisieren und könntest aus der Rückfahrt noch einen Kurzurlaub daraus machen, in dem du z.B. an der französischen Atlantikküste entlang nach Hause fährst.

Das richtige Training für den Jakobsweg mit Hund

Es dürfte selbsterklärend sein, dass man nur dann seinen Rüden oder seine Hündin mit auf solch eine Reise auf den Jakobsweg nehmen kann, wenn auf Kommando gehorcht wird. Ein souveräner Althund eignet sich mit Sicherheit besser dafür, als ein verspielter Junghund (oder gar Welpe), der noch inmitten seiner Entdeckungstouren in der Natur ist und nicht auf Verlass "bei Fuß" laufen kann.

Auf einem Jakobsweg kommt der Mensch irgendwann mal an seine psychischen und physischen Grenzen und der Vierbeiner muss dann dennoch die Ruhe bewahren können. Es ist nicht verboten seinen Hund mit auf den Weg zu nehmen, sofern er gut erzogen ist. Nicht jeder Mitpilger ist ein Hundefreund, womit sich der "Wauzi" auch arrangieren muss. Bedenke: auch für den Hund ist diese Reise kein Alltag und auch er hat Stress auf den Etappen!

Daher sollte man zunächst auch mal einen heimischen Weg wählen (z.B. der Mosel-Camino), um den Hund daran zu gewöhnen.

Neben der "geistigen Reife" sollte der Hund natürlich auch kraftvoll und ausdauernd sein und nur im äußersten Notfall den Platz in deinem Wanderrucksack einnehmen müssen. Auf Jakobswegen wie beispielsweise dem Camino Frances musst nämlich auch du selbst zuweilen an deine Grenzen gehen. Jeder, der schon mal der in der Provinz León pilgerte und die Hitze rund um das pittoreske Örtchen El Acebo erleben durfte, weiß, was hier auf Mensch und Tier zukommen kann. Die Landschaft ist hier aufgrund des fehlenden Schattens gnadenlos.

Schau dir daher auch genau die Begebenheiten und die Höhenprofile der einzelnen Etappen im Vorfeld schon an. Es gibt Routen, da ist das Höhenprofil nahezu unmenschlich (z.B. Camino Primitivo oder Camino del Norte) und kein Ort in Sichtweite.

Ein "Probe-Pilgern" auf heimischen Jakobswegen (z.B. Mosel-Camino oder Via Scandinavica) wäre daher sehr zu empfehlen und man sieht, wie der Hund auf diese Art der Belastung bei den Etappen reagiert. Pilgerwege sind nicht einfach nur lange Spaziergänge!

Was brauche ich für eine Wanderung mit meinem Hund auf dem Jakobsweg ?

Es empfiehlt sich, neben der Leine auch einen Maulkorb mitzunehmen. In deiner Planung sollte berücksichtigt werden, das in manchen Bereichen auf dem Jakobsweg dies Pflicht ist! Des Weiteren kann man auch dem Hund einen kleinen Wanderrucksack zum pilgern besorgen. Dieses Exemplar hat sich als äußerst praktikabel für den Jakobsweg erwiesen und dadurch leistet auch deine Fellnase ihren kleinen Beitrag am Transport eurer Ausrüstung. Natürlich geht es hier nicht darum, dass hier der Großteil deines Gepäcks verstaut wird, sondern vielmehr Kleinigkeiten, die auch primär für den Hund gedacht sind (Heimtierausweis, Hundesnacks, Maulkorb, Leine, kleiner Napf, usw.) und beim pilgern selbst mitführen kann.

Ein weiteres Gepäckstück sollte ein Zelt sein. Viele Herbergen (Albergue) verweigern es auf dem Weg nach Santiago, Hunde in der Unterkunft mit aufzunehmen und in manchen Pilgerherbergen ist nur ein Hund pro Raum gestattet. Falls also alle Stricke reißen, hättest du mit einem Zelt eine Alternative dabei. Da es bei einem Zelt große Gewichtsunterschiede gibt und beim pilgern jedes Gramm zählt, solltest du eine leichte Variante wählen, wie beispielsweise diese hier. Ein ultraleichtes Zelt mit geringem Packmaß.

Jakobsweg mit Hund: "Wilde Hunde" beim pilgern

Es könnten durchaus auch kleinere Schwierigkeiten auf euch treffen, was freilaufende Straßenhunde oder auch aggressive Hofhunde betrifft. Vor allem in den ländlichen Ortschaften kann dies zu kleinen Reibereien führen. Hier gilt es dann - wie im Übrigen auch daheim - dass du diese Konflikte nicht deinen Hund klären lässt, sondern selbst ins Handeln kommst. Leine deinen Vierbeiner an und verscheuche den anderen Hund. Der Einsatz deiner Wanderstöcke hilft hierfür, um dem anderen Hund die Ernsthaftigkeit deines Vorhabens zu verdeutlichen.

Doch glaube nun nicht, dass du dir den Weg bis Santiago freikämpfen musst. Diese Situationen sind äußerst selten und die meisten Hunde sind sehr friedlich.

Jakobsweg mit Hund

Hundefutter entlang der Jakobswege

Wie du hier in zahlreichen Beiträgen nachlesen kannst, sind die allermeisten Wege in Südeuropa sehr ruhig und zuweilen sehr einsam zum wandern. Eigentlich ja ideale Voraussetzungen, um deinen Jakobsweg mit Hund anzugehen.

Jedoch selbsterklärend, dass du dadurch auf deiner Wanderreise nach Santiago auch an keinem Fressnapf vorbeipilgerst. Aber mach dir darüber keinen Kopf. Hunde gab es schon lange vor dem Fressnapf und sie haben überlebt. Falls du mal wirklich nichts finden solltest, dann halte nach Bars oder Tavernen Ausschau und erkundige dich, ob in der Küche etwas übriggeblieben ist. Dein Hund wird auf dem Jakobsweg gewiss nicht verhungern und braucht kein fürstliches Menu als Mahlzeit beim pilgern. Sorge aber für ausreichend Wasser bei den Etappen!

Hunde in Spanien: sind sie willkommen auf dem Jakobsweg?

Die Vorstellung über den Spanier, der keine Hunde mag, ist noch immer tief in uns verankert. Spanien wird daher oft noch immer als wenig hundefreundliches Reiseland betrachtet. Tatsächlich sind viele Spanier allerdings hundefreundlicher, als ihr Ruf ihnen vorauseilt. Da der Hund in den weiten Teilen der Welt nicht mehr als Nahrungskonkurrent des Menschen gilt, hat sich auch hier eine Entspanntheit zwischen Hund und Mensch eingestellt. Speziell in den Großstädten gibt es mittlerweile viele Hundeliebhaber.

Dennoch wirst du in den seltensten Fällen deinen Hund in Restaurants mit reinnehmen dürfen und die Problematik mit den Unterkünften entlang des Jakobswegs wurde ja schon im vorherigen Unterpunkt erklärt.

Auch dürfen Hunde in der Regel nicht in den öffentlichen Verkehrsmittel mitfahren, aber das interessiert uns Pilger ja sowieso nicht und wir wandern auf unseren Etappen. Stimmt´s?

Jakobsweg mit Hund und Gepäck

Die Pflege der Hundepfoten auf dem Weg nach Santiago

Wir bewegen uns auf teilweise jahrhundertealten Wegen, auf denen Mensch und Vieh schon im Mittelalter wanderten. Demzufolge kann der Untergrund auch ausschauen. Waldwege, steinige Passagen oder auch schlammige Pfade, auf einem Jakobsweg triffst du alles vor. Du wirst es auch nicht vermeiden können, mal auf einer asphaltierten Straße eine Strecke zu wandern. Gerade in den Sommermonaten brennt hier förmlich der Asphalt. Es empfiehlt sich daher, abends in der Unterkunft (Zelt) die Hundepfoten mit einer geeigneten Salbe ("Pfotenbalsam") einzureiben. Auch der Vierbeiner muss sich an die neuen Strapazen zunächst erst gewöhnen. Vergesse bei der Planung nicht die benötigten Sälbchen.

Jakobsweg mit Hund: der ideale Reisebegleiter

Sei ehrlich, das kennt doch jeder, der in einer Gruppe unterwegs ist ("Dort
geht`s lang... machen wir hier eine Pause... Lass uns in dieses Hotel gehen..."). Die Vorstellung, dies gerade beim pilgern entlang des Jakobswegs nach Santiago zu haben, schreckt enorm ab. Mit einem Hund passiert dir das nicht. Er wird dir weder bei der Strecken- noch bei der Unterkunftswahl widersprechen. Alles, was du entscheidest, wird er akzeptieren und für gut befinden. Der "beste Freund des Menschen" wird dir auch auf dem Camino bedingungslos folgen und es genießen, an deiner Seite die Natur zu erleben. Vorausgesetzt, du sogst für ausreichend Nahrung und Wasser, sodass er nicht in Versuchung gerät, sich selbst etwas beschaffen zu wollen.

Darüber hinaus ist der Jakobsweg ein Ereignis, das Dir viele Momente der Selbstbeobachtung und des Rückzugs beschaffen wird. Diese Tatsache ist manchmal ein Problem für Menschen, die den Weg in einer Gruppe gehen und mit dieser Stille nicht umgehen können. Für deinen Hund stellt dies kein Problem dar, ganz im Gegenteil. Die nonverbale Kommunikation liegt ihnen im Blut und sollte auch im Alltag beherzigt werden.

Jakobsweg mit Hund: das Fazit

Durchaus ist das pilgern mit Hund auf dem Jakobsweg eine wunderbare und unvergessliche Erfahrung auf eurem Weg nach Santiago de Compostela. Wenn dein Hund die psychischen und physischen Voraussetzungen besitzt und auch du willens bist, diese Herausforderung anzunehmen, dann ist ein reisen auf dem Pilgerweg zusammen mit deinem Hund ein Abenteuer, welches euch immer in Erinnerung bleiben wird und der passende Ort, eure Bindung zu zementieren. 

Verabschiede dich aber von dem Gedanken, dass ihr in den Pilgerherbergen entlang des Weges nächtigen könnt und dort eine Unterkunft findet. In den meisten Herbergen werdet ihr nämlich abgewiesen. Deswegen sollte man sich ein leichtes Zelt beschaffen und auch die Nächte darin zunächst mal üben, im Freien zu schlafen. Doch auch das ist eine wunderbare Erfahrung und man teilt sich die Aufgaben. Du wirst tief und fest schlafen können, da dich dein Hund bei "Gefahr" wecken wird. Auch der Vierbeiner wird daher mit der Zeit bemerken, dass du tagsüber den Ton angibst (Richtung, Pausen, Nahrung, usw.) und er nachts "Wache schiebt". Ihr werdet zusammenwachsen und bildet ein unzertrennliches Team.

Beschaffe auch deinem Hund einen Pilgerausweis, besorge ihm am Ende der Reise sogar noch eine Compostela in Santiago und hänge sie neben die deine an die heimische Wand!

¡Buen Camino!

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