Via Turonensis: "der Paris-Weg"
Die Via Turonensis, nach dem heutigen Tours benannt, ist der nördlichste und somit auch längste der vier historischen Jakobswege in Frankreich. Ursprünglich startete die Route in Orléans, heute gilt jedoch Paris als der Startpunkt. Man spricht daher auch vom "Paris-Weg".
Der Verlauf entspricht in etwa dem Fernwanderweg GR 655, wie auch der Via Regia - der ältesten und längsten Verbindungsstrecke zwischen West- und Osteuropa.
Es gibt zwei Varianten den Weg nach Ostabat-Asme zu pilgern. Der östliche Streckenverlauf führt über Orléans, die westliche Route über Chartres.
Die Strecke
"La Via Turonensis" führt von Paris, über Orléans, Tours, Poitiers und Bordeaux nach Ostabat-Asme an der spanischen Grenze.
Ihre 885 Kilometer lange Strecke ist größtenteils flach. Deshalb ist dieser Pilgerweg eine beliebte Route für Radfahrer und Radpilger auf ihren Pilgerrouten nach Santiago de Compostela.
Der längste der vier historischen Jakobswege durch Frankreich war bereits im Mittelalter von enormer Wichtigkeit, da er eine königliche Handelsstraße zwischen Russland und Spanien war. Der historische Start war für die damaligen Menschen Orleans, heute ist es Paris.
Von Paris wandern die heutigen Reisenden über Orléans oder wählen die Alternativroute über Chastres. Beide Varianten enden jeweils in Tours.
In Ostabat-Asme endet der Weg und vereint sich mit der Via Lemovicensis und der Via Podiensis. Von dort aus pilgert man dann nach St-Jean-Pied-de-Port, dem Startort des Camino Francés.
Der Weg aus Paris kommend ist ein Camino wie aus dem "Pilgerbuch". Die Route führt durch naturbelassene und einsame Landschaften, aber auch durch pulsierende Städte und vorbei an zahlreichen Kathedralen und Abteien.
Der Etappenplan
Hierfür gibt es hier eine gute und auch detaillierte Auflistung. Die Etappen sind in aller Regel flach, aber sie haben es entlang dieses Jakobswegs dennoch in sich. Einige Tagesmärsche betragen 30 Kilometer, andere sogar 35 Kilometer. Selbstverständlich dient dies nur als grober Plan, denn ein Wanderer findet dort seine Nachtruhe, wo ihn Jakobus hinführt.
Die Unterkünfte
Die Abdeckung an Pilgerherbergen ist gut. In den großen Städten findet man problemlos ein Quartier, aber auch in den kleineren Ortschaften muss man sich nicht lange durchfragen. Die Route hat sich ganz dem heiligen Jakobus und seinen jährlich abertausenden Wallfahrern hingegeben.
Die Sehenswürdigkeiten in den Metropolen entlang der Via Turonensis
Unzählige Bauwerke machen diesen Weg zum großen und unvergesslichen Abenteuer für den Reisenden entlang der Strecke. Die einzelnen Städte wären:
Paris
Der Start ist der Turm Saint-Jacques, ein Überbleibsel einer abgerissenen Kathedrale aus dem Mittelalter. Von dort aus geht es über die Rue Saint-Jacques zur Pfarrkirche Saint-Jacques-de-Haut-Pas.
Orléans
Jeanne d’Arc, die Jungfrau von Orléans ist die bekannteste Tochter. Vieles in der Altstadt erinnert an sie und ihr Wirken.
Orléans hat aber noch weit mehr zu bieten. Die Stadt liegt direkt an der Loire und lädt förmlich für eine kleine Rast an der Uferpromenade ein.
Im Zentrum ist die monumentale Kathedrale Sainte-Croix d’Orléans, an der ab 1601 fast 250 Jahre lang gebaut wurde und die nur unwesentlich kleiner ist als ihre große Schwester aus Paris - Notre-Dame.
Poitiers
Poitiers ist für Frankenreich von enormer, geschichtlicher Bedeutung. Neben Spuren der frühen keltischen Kultur, sowie auch einem neolithischen Dolmen, befinden sich hier römische Relikte und mittelalterliche Befestigungsanlagen.
Poitiers Altstadt hat auch einiges zu bieten. In den kleinen Gassen finden sich unzählige Restaurants und Geschäfte.
Tours
Die Stadt Tours ist der Namensgeber dieses Pilgerweges und liegt im Tal der Loire. Sie ist auch bekannt für ihre wunderschönen Schlösser.
Ihr berühmtester Sohn ist der Heilige Martin. Er war seit dem Jahr 372 Bischof in Tours und zuvor Soldat im Heer des römischen Kaisers. Martin errichtete Kirchen und Klöster, darunter auch das erste des Abendlandes, in Ligugé. Seine Gebeine ruhen In der Basilika Saint-Martin. Darum ist Tours auch nicht nur der Beginn der Via Turonenis, sondern auch der Endpunkt der nach seinem Namen benannten Martinusweg-Mittelroute, welche in Szombathely (Ungarn), dem Geburtsort des Heiligen Martin, startet. Eine historische Ost-West-Verbindung.
Wie weiter oben schon erwähnt, ist Die Via Turonensis zu weiten Teilen identisch mit der Via Regia und dem GR 655 und daher ein großer Anlaufpunkt für zahlreiche Wanderer auf ihren Hauptrouten nach Nordspanien.
Auch Tours lädt mit Cafés, Restaurants und Bars den müden Pilger zu einer kleinen Pause ein.
Bordeaux
Auch die Metropole Bordeaux kann man während dieser wunderschönen Pilgerreise bestaunen. Die Stadt bzw. die Region Gironde mit dem weltberühmten "Bordeaux-Wein" muss man auf seiner Pilgerreise gesehen haben.
Via Turonensis: ein Spaß für den Vierbeiner, Groß und Klein, Jung und Alt
Aufgrund ihres moderaten Schwierigkeitsgrades und der guten Infrastruktur, eignet sich diese Pilgerstrecke auch sehr gut für Familien, um gemeinsam das Abenteuer genießen zu können.
Auch sieht man immer mal wieder Sozialarbeiter oder Jugend- und Heimerzieher den Jakobsweg laufen, die mit so genannten „Systemsprengern“ zum Grab des Apostels Jakobus unterwegs sind und das Ziel haben, den Jugendlichen für andere Aktivitäten auf dieser Reise zu begeistern.
Näheres zum Thema "pilgern mit Kindern" erfährst du auf dem separaten Blogartikel:
Doch nicht nur Kinder sind auf der Via Turonensis anzutreffen. Viele Menschen nehmen hier auch ihre Hunde mit, denn der Chemin ist hierfür nahezu ideal. Beim Reisen mit Hund sollten aber im Vorfeld einige grundlegende Dinge beachtet werden und die verschiedenen Jakobswege miteinander verglichen werden. Mehr dazu hier:
Auch die Frage nach den Kosten ist immer mal wieder ein Punkt, der mich auf meinen Reisen begleitet.
„Mit welchen finanziellen Aufwänden muss man entlang eines Jakobsweges rechnen?“
Diese Frage kann nur individuell beantwortet werden. Pilger Minimalisten kommen an Kosten mit 5 Euro pro Tag auf einer Pilgerreise bestens aus, andere geben wiederum schon 10 Euro oder 15 Euro nur für die Herberge bzw. die Übernachtungen aus oder benötigen auf dem Camino schon 20 Euro, nur um sich Lebensmittel zu kaufen. Es liegt einzig und alleine an dir, welche Art des Reisens du auf deinem Weg nach Santiago de Compostela bevorzugst und welche Erfahrungen du schon gesammelt hast. Näheres kannst du dir hierzu auf dem separaten Blogbeitrag durchlesen:
Santiago de Compostela: das Ziel aller Jakobspilger!
Für viele ist die Via nur eine Verbindungsstrecke zu ihrem eigentlichen Ziel: Santiago!
Die Kraft dieser Stadt ist geradezu magisch und zieht jeden schnell in ihren Bann. Aus allen Richtungen kommen die Wege hier zu ihrem Ziel. Ganz gleich ob vom Camino Portugues, Camino Francés, Camino del Norte oder auch der Via de la Plata. Die Destination eines jeden Pilgerwegs ist hier: Santiago!
Die Erleichterung der angekommenen Wanderer des Jakobsweges, die überall in den Gassen der Altstadt am Reiseziel ihres Wallfahrtsort umherlaufen, sind leicht an ihren erleichterten Gesichtern rund um die Kathedrale zu erkennen. Die Stadt, die ganz im Zeichen des Apostel Jakobus und seiner Jakobusverehrung steht, glänzt neben der Wanderer auch durch zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Näheres im gesonderten Blogartikel.
Via Turonensis: das Fazit
Eine Pilgerstrecke, die keine Wünsche offen lässt. Abwechslungsreich und dennoch nicht mit unnötigem Schnickschnack überfrachtet, ist die Via ein absoluter Geheimtipp und eine tolle Verbindungsmöglichkeit auf deinem Weg zum Grab des Apostels Jakobus.
Die Pilgerstrecke ist weniger bekannt, aber unfassbar reizvoll. Er eignet sich gut für Wallfahrer, die Höhenmeter meiden möchten, da sie nahezu durchgängig flach auf Wanderschaft sind. Wer viel Zeit mitbringt, kann auf dieser westlichsten aller vier historischen Pilgerrouten in Frankreich auch einen Abstecher ans Meer machen.
Aufgrund der zahlreichen Städte, die man auf seiner Reise durchquert, eignet sich diese Pilgerreise auch dazu, mehr über die einzelnen Metropolen zu erfahren und sich auch mal den kulinarischen Köstlichkeiten ("Bordeaux") ein wenig hinzugeben. Ob Paris, Tours oder Bordeaux. Hier kommt man bei jedem Abschnitt voll auf seine Kosten!